Mit acht Jahren floh Maxim Biller vor dem realen Sozialismus aus Prag in die Bundesrepublik Deutschland. Der Schriftsteller hat für mich das Entscheidende gesagt zur gewalttätigen Verhinderung der Liberalisierung der Tschechoslowakei am 21. August 1968 – durch die sozialistischen Schwestern und Brüder des Warschauer Pakts.
„Was mich bis heute aufregt“, sagte Biller in einem Interview: „Die tschechoslowakischen Väter des Prager Frühlings hatten wirklich geglaubt, es könne so etwas wie einen demokratischen Kommunismus geben.“ Dubcek hatte tatsächlich totalitäre Politikinstrumente wie Medienzensur überwinden wollen, um die Unfreiheit der Leute zu reduzieren.
Die Panzer waren die Antwort der Genossen, um Gerechtigkeit im Sinne des Sozialismus wieder herzustellen. Denn wo die einen unfrei sind, können die anderen nicht frei sein, das wäre unsolidarisch, ungleich und ungerecht.
Ich will die Träume nicht verhöhnen, die damals zu leben schienen, schon gar nicht die Opfer des kommunistischen Terrors. Aber ich möchte, da einige in Deutschland auf die „linke Sammlungsbewegung“ einer Sozialistin hoffen, darauf hinweisen, dass Rechts und Links nicht zwei Enden einer Böse-Gut-Linie sind, sondern irgendwann beim Versuch, auf begrenztem Raum Solidarität zu organisieren, auf der dunklen Seite des Mondes zusammentreffen. Im Illusionären, wo es keinen Klimawandel und im Nationalen, Autoritären und Totalitären, wo es keine offene und demokratische Gesellschaft gibt.
PETER UNFRIED ist Chefreporter der taz und Chefredakteur von tazFUTURZWEI.