Mit einer Auftaktveranstaltung hat die Deutsche Börse AG gemeinsam mit wichtigen Akteuren des Finanzplatzes Frankfurt eine Sustainable Finance Initiative gestartet. Grundlage dieser Initiative ist die „Frankfurter Erklärung“, welche gemeinsame Absichtserklärungen enthält.
Dass diese Initiative gerade in Deutschland wichtig ist, hat Anfang Mai eine vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt finanzierte Studie „Alles im grünen Bereich?“ der NGO Facing Finance gezeigt. Hier schnitten die fünf größten deutschen Banken in Bezug auf die Verankerung von Klimaschutz bei Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen mangelhaft ab. Die Finanzierung neuer Kohlekraftwerke und Kohleminen wird zwar teils ausgeschlossen, jedoch nicht die Förderung von fossilem Öl und Gas. Außerdem ist die Risikobetrachtung hinsichtlich der Zement- und Pharmaindustrie (hohe Treibhausgasemission) nicht ausreichend.
Am wenigsten haben zwar Asset Owner aus Nordamerika und Asien die Folgen und Auswirkungen des Klimawandels im Blick, doch auch auf zwei Drittel der deutschen Institutionellen trifft dies zu! Beispielhaft sind hier die Niederlande, Skandinavien und auch die Franzosen. (Quelle: Handelsblatt Business Briefing Nr. 5, 12.05.2017, S.1)
Es gibt bereits viele Untersuchungen, die zeigen, dass nachhaltige Investitionen sich für die Stabilität von Unternehmen auszahlen. Eine Studie im Auftrag der Investoren-Unternehmens-Initiative FCLT Global zeigt, dass langfristig ausgerichtete Unternehmen an den Börsen besser abschneiden als kurzfristig agierende Wettbewerber. Das McKinsey Global Institute analysierte nicht nur bloße Konzerne, sondern 615 große und mittelgroße börsennotierte Unternehmen (in den USA). Die Untersuchung zeigte: Langfristig macht es durchaus Sinn, kurzfristige Renditeverlockungen zu widerstehen. Denn eine Titelselektion nach ökonomischen und nachhaltigen Kriterien kann sowohl die Volatilität senken als auch die Rendite stützen. Studien aus den Jahren 2015/2016 kommen zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Das Institute for Sustainable Investing von Morgan Stanley (2015) zeigte, dass Nachhaltigkeitsfonds während zwei Dritteln der Zeit gleiche oder höhere durchschnittliche Renditen oder eine niedrigere Volatilität als traditionelle Fonds haben. Ihre Schlussfolgerung: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen unternehmerischen Investitionen in Nachhaltigkeit und dem Aktienkurs sowie den Betriebsergebnissen.
Risiken, wie Haftungs-, Markt-, Regulierungs- und Reputationsrisiken durch mangelnde Beachtung der Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG), können die Volatilität, also die Schwankungsbreite einer Wertentwicklung, beeinträchtigen (siehe VW-Dieselaffäre). Investoren erleiden weniger Schwankungen, wenn sie derartige Risiken schon bei der Geldanlage bedenken, Titel entsprechend selektieren und solche Unternehmen aussortieren, die sich nicht oder zu wenig um Nachhaltigkeitsherausforderungen kümmern. Eine ESG-Analyse reduziert das Risiko und kann u.a. auch Unternehmen helfen die Geschäfte in Entwicklungs- und Schwellenländern machen. Eine Studie der amerikanischen Großbank J.P. Morgan kommt zum selben Ergebnis.
Generell kann es daher keinen Zweifel geben, dass eine nachhaltige Finanzwirtschaft nicht nur moralisch, sondern auch unternehmerisch richtig ist. Doch wir müssen nun daran gehen konkrete Rahmenbedingungen zu schaffen, Produkte zu identifizieren, einheitliche Standards zu schaffen sowie Kennzahlen und Kriterien festzulegen.
Ein erster wichtiger Schritt für Deutschland ist diese Sustainable Finance Initiative. Auf europäischer Ebene beschäftigt sich derzeit die High-Level Expert Group on sustainable finance mit diesem Thema. International ist es die UN-Initiative “Sustainable Stock Exchange Initiative (SSE)“, der sich inzwischen mehr als 60 Börsen angeschlossen haben. Die SSE ist organisiert von der UN-Handels- und Entwicklungsorganisation UNCTAD, der Unternehmensinitiative Global Compact, der Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms UNEP FI sowie der Investoreninitiative Principles for Responsible Investment (PRI).
Ein guter Anfang. Noch nicht mehr. Aber immerhin.