CO2-Divestment-Debatte: Bundesregierung, hör die Signale!
Laut Medienberichten haben die G20-Mitglieder auf Initiative von Frankreich eine Untersuchung der Risiken eingeleitet, die sich aus der Überbewertung des fossilen Energiesektors für das globale Finanzsystem ergeben.
Reinhard Bütikofer, Mitglied des Europäischen Parlaments und Ko-Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei erklärt dazu:
Und sie bewegen sich doch! Neu ist die Frage keineswegs, der sich die G20 nun zuwenden wollen. Dass mindestens rund zwei Drittel der bekannten fossilen Energievorräte nicht verbrannt werden dürfen, wenn der Klimawandel nicht völlig außer Kontrolle geraten soll, ist bekannt. Dass damit Unternehmen, die in solche fossilen Energieträger investiert haben, finanziell überbewertet sind, ist auch nicht neu. Neu ist jedoch, dass die G20 sich dem Thema stellen. Das ist wichtig und begrüßenswert!
Bemerkenswert ist allerdings auch der Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland in Sachen Energiepolitik der durch diese Initiative deutlich wird. Während unsere Nachbarn, neben den Franzosen auch die Briten, die Finanzrisiken fossiler Energien thematisieren, toben in Deutschland Verteidigungsgefechte des Kohlesektors bei denen den energiepolitisch Ewiggestrigen kein falsches Argument zu schade ist. Unter der großen Koalition ist Deutschland klimapolitisch nicht Antreiber sondern Nachzügler.
Wenn die G20 es mit ihrer Initiative ernst meinen, können sie aber beim Untersuchen des Themas nicht stehen bleiben. Notwendig ist vor allem dreierlei: Der Abbau fossiler Energiesubventionen, den die G20 schon 2009 versprochen hatte. Der Rückzug aus Finanzanlagen, die mit fossilen Energien in Verbindung stehen (Carbon Divestment). Die Schaffung von günstigen Rahmenbedingungen für langfristige Investitionen in Erneuerbare Energien und Energieeffizienz.
Die Europäische Union sollte sich diesen Herausforderungen auch stellen. Die Energieunion, die wir derzeit diskutieren, hat diese Dimension noch gar nicht ins Auge gefasst. Es wird Zeit dafür. Bis zur UN Klimakonferenz in Paris ist es nicht mehr lange.
Hintergrund
- Korrespondenz mit EZB Präsident Draghi zur Berücksichtigung des Risikos eine CO2 Blase – Link https://reinhardbuetikofer.eu/2015/01/13/loechrige-fundamente-des-europaeischen-finanzsystem/
- Studie – Die finanziellen Risiken einer CO2 Blase für Europa (2013) liegen bei rund 1,2 Billion €– Link https://reinhardbuetikofer.eu/carbon-bubble/
- Artikel – The Telegraph “G20: fossil fuel fears could hammer global financial system” – Link http://www.telegraph.co.uk/finance/11563768/G20-to-probe-carbon-bubble-risk-to-global-financial-system.html#disqus_thread