Anstehendes Trump-Kim-Treffen

Zum anstehenden Trump-Kim-Treffen in Singapur sagt Reinhard Bütikofer, transatlantischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Europaparlament und Vorsitzender der Europäischen Grünen Partei (EGP):

„Vor zehn Jahren erklärte der Kandidat Obama im Wahlkampf, er sei gegebenenfalls bereit, auch Gegner der USA wie den nordkoreanischen Diktator Kim ohne Vorbedingungen zu treffen, wenn das der Deeskalierung diene. Seine republikanischen Gegner wollten ihn deswegen fast zum Verräter stempeln. Jetzt macht Donald Trump genau das: Er redet mit Kim Jong-un faktisch ohne Vorbedingungen.

Trump, dessen normale Redeform ein gesteigerter Superlativ ist, hat es mit Blick auf den Gipfel mit Kim sogar geschafft, die Erwartungen zu dämpfen. Er hat signalisiert, es gehe um einen längeren Prozess. Tatsächlich verstehen beide Seiten unter Denuklearisierung sehr verschiedene Dinge.

In den USA gibt es an Trumps Vorgehen vernehmliche Kritik. De facto laufe dieser Gipfel auf die Anerkennung Nordkoreas als Atommacht hinaus. Diese Analyse ist richtig, doch sie als Kritik zu formulieren ist falsch. Nordkorea hat den Durchbruch zur Atommacht vollzogen. Noch so starke Rhetorik wird das nicht ändern.

Vor einem Jahr war die Debattenlage in den USA ganz anders. Viele Experten fürchteten damals, dass es mit unabsehbar dramatischen Folgen zu einem militärischen Angriff des neuen Präsidenten Trump gegen Nordkorea kommen könne. Nur die Mutigsten demokratischen Gesprächspartner meinten damals hinter vorgehaltener Hand, möglicherweise gebe es nur einen Ausweg, wenn man anerkenne, dass Nordkorea Atommacht sei. Aber diese Position hielten sie damals für politisch völlig toxisch.

Es kann immer noch sein, dass Trump und Kim durch einen scheiternden Gipfel eine neue Eskalation lostreten. Aber dass die Möglichkeit einer realen Deeskalation besteht, kann man nur begrüßen, auch wenn man dies dann Trump, dem Ungeliebten, aufs Guthabenkonto schreiben müsste.“